Skip to content
Gallery
Wiki-Kurs-Inhalte ETW
Share
Explore
Schadorganismen

icon picker
Pseudomonas


Quelle:
Arbofux-Logo

Pseudomonas-Kastaniensterben


"Teerflecken" am Stamm
Abb.: "Teerflecken" am Stamm



Symptomatik und Biologie:


Verursacher der seit 2002 vermehrt innerhalb der EU, insbesondere in den Niederlanden und Großbritannien beobachteten Bakterienkrankheit ist Pseudomonas syringae pv. aesculi, das ursprünglich in Indien an Aesculus indica als Blattfleckenpilz auftritt. Der Erreger befällt bisher nur die weiß- und rotblühende Kastanie (Aesculus hippocastanum, Aesculus x carnea), weniger hingegen andere Aesculus-Arten (A. pavia, A. flava). Geschädigt werden können Pflanzen jeglicher Altersklasse und Nutzung (Einzelbaum, Alleebaum). Ein Zusammenhang zwischen einem vorherigen Befall mit der Kastanienminiermotte besteht vermutlich nicht, da die Miniermotte im Gegensatz zum Bakterium nur an der weißblühenden Rosskastanie schädigend auftritt.

Merkmale

Zu den charakteristischen Symptomen für eine Infektion mit Pseudomonas syringae pv. aesculi gehört das Absterben einzelner Äste in Verbindung mit einer schütteren Krone sowie Aufhellung des Laubes sowie im Frühjahr auffällige, blutende Flecken am Stamm oder an den Ästen (zunächst farblos bis gelblich, später dunkel gefärbt; "Teerflecken"). Unter den Befallsstellen kommt es zur Ausbildung brauner, später schwarz gefärbter Kambiumnekrosen mit einer anschließender Rissbildung am Stamm. Die blutenden Flecken trocknen den Sommer über äußerlich ein und verbleiben weiterhin gut erkennbar als schwärzliche Kruste. Die geschilderte Symptomatik ähnelt einer Infektion an Kastanie mit Phytophthora-Arten, sodass zur sicheren Diagnose stets eine Labordiagnose in Form einer (bevorzugt) molekularen Identifizierung (PCR) erforderlich ist. Eine klare Trennung vom optisch teils ähnlichen Schadbild einer Phytophthora-Erkrankung ist damit sicher möglich.
Hinsichtlich der Infektion ist zu beachten, dass die Bakterien vermutlich als Epiphyten, somit ohne die Ausbildung von Krankheitssymptomen, auf den Blättern und Trieben der Kastanie vorkommen. Kommt es zu einer starken Vermehrung können die Bakterien auch über Wunden in die Pflanze eindringen (u.a. über Astwunden, Rindenverletzungen) und dann als Pathogene leben (Temperatur Optimum: 25°C). Der Erreger und die damit auftretenden Schäden sind bisher nicht nur aus Deutschland (Erstnachweis in Deutschland im Jahre 2007; Schwerpunkt: Nord- und Westdeutschland) und den Niederlanden bekannt sondern u.a. auch aus Österreich, Belgien und Frankreich. Eine Rodung infizierte Bäume ist aus heutiger Sicht nur dann erforderlich wenn andere, der Bakterieninfektion nachfolgende Erreger (u.a. Holz zersetzende Pilze, Schadinsekten), den Baum weiter befallen und/oder die Verkehrssicherheit gefährdet ist. Insbesondere vitale Bäume können lokale Stammschäden abschotten und den Schaden somit begrenzen; dies gilt insbesondere für Aesculus hippocastanum. Altbäume widerstehen dem Erreger deutlich besser als Jungbäume, die häufig nach wenigen Jahren (3-5) absterben.
Insbesondere an Aesculus hippocastanum ist seit 2011/2012 das Phänomen bekannt, dass nach einer Infektion mit Pseudomonas syringae pv. aesculi - das als Wegbereiter dient - verstärkt holzzersetzende (Weißfäule-)Pilze mit ihren Pilzfruchtkörper auftreten (häufig: Austernseitling, Samtfußrübling, Spaltblättling) und damit die Stabilität der Bäume nicht mehr gewährleistet werden kann.

Vorbeugung und integrierte Bekämpfungsmaßnahmen:

Nach dem Schnitt infizierter Äste Messer desinfizieren, betroffenes Material verbrennen (Kompostierung nur bei gesicherter 60°C-Temperatur), keine Nutzung des Holzes im geschredderten Zustand als Mulch, sofern Holzabtransport erforderlich (gerodete Bäume o.ä.) geschlossene Behälter bzw. Fahrzeugabdeckungen nutzen, derzeit keine Empfehlung zur Nachpflanzung von Kastanien am gleichen Standort. Als vergleichsweise anfällig gelten die Sorten Aesculus x carnea `Briotii´ und Aesculus hippocastanum `Baumannii´. Sofern möglich Optimierung der Standort- und Wachstumsbedingungen (u.a. Bewässerung, Nährstoffversorgung). Aufgrund der Wärmeempfindlichkeit der Bakterien wurde eine Behandlungsmethode entwickelt, die den Stamm (auch von größeren Bäumen) von außen mit einer Art "Wärmedecke" abdeckt und so die Bakterien abtöten soll.

Want to print your doc?
This is not the way.
Try clicking the ⋯ next to your doc name or using a keyboard shortcut (
CtrlP
) instead.