Bäume sind die Herrscher des Waldes. Sie bedeckten einst fast die gesamte Fläche Deutschlands. Welche Baumarten bei uns am wichtigsten sind und welche Bedingungen sie zum Wachsen benötigen, erfahren Sie hier.
Die wichtigsten Waldbäume in Deutschland, ihre Bedeutung für die Wald- und Forstwirtschaft, sowie ihre Bedürfnisse.
Die Fichte
Die Gemeine Fichte hat einen hohen Wasserbedarf, verträgt relativ viel Schatten und kommt bei uns von Natur aus vor allem im Bergland vor. Im Tiefland und auf trocken-warmen Standorten im Gebirge ist sie besonders anfällig für die berüchtigten Borkenkäfer. Und auch ein Sturm kann reine Fichtenwälder innerhalb weniger Stunden verwüsten, da die Bäume recht flach wurzeln. Der Anbau von Fichten außerhalb ihrer natürlichen Standorte kann sich außerdem negativ auf den Boden auswirken. Die Fichte wächst schnell und ihr Holz ist vielseitig einsetzbar. Dementsprechend hoch ist ihre Nachfrage auf dem Holzmarkt.
Die Zapfen der Fichte hängen und ihre spitzen Nadeln stechen, wenn man sie in die Hand nimmt.
Die Kiefer
Die in Deutschland weit verbreitete Gemeine Kiefer ist eine sehr robuste Baumart, die geringe Ansprüche an die Nährstoffversorgung stellt und Trockenheit und Hitze ebenso gut verträgt wie eisige Kälte. Überschwemmungen (zum Beispiel entlang von Fließgewässern) setzen ihr hingegen zu. Wie die Fichte kann sich auch die Kiefer negativ auf den Boden auswirken, da ihre Nadeln zur Bodenversauerung beitragen können. Auch Kiefernholz lässt sich vielseitig als Bau- und Industrieholz einsetzen. In den für die Fichte zu trockenen Regionen wurde in den vergangenen Jahren deshalb bevorzugt die Kiefer gepflanzt.
Viele kennen die rote schuppige Rinde der heimischen Kiefer.
Rotbuche
Da sie viel Schatten verträgt, würde die Rotbuche die meisten Wälder in Deutschland von Natur aus dominieren: Sie kann unter anderen Baumarten aufwachsen, deren Nachkommen dann im Schatten der Buche nicht mehr genug Licht finden. Auf fast allen Standorten, die nicht besonders feucht, besonders trocken oder sehr hoch im Gebirge gelegen sind, ist sie zuhause. Im Zuge des Klimawandels könnte die Buche aber zunehmend in Bedrängnis geraten, weil es in den meisten Teilen Deutschlands wärmer und trockener wird.
Das Holz der Buche ist hart und im Möbelbau sehr geschätzt. Bei guter Qualität erreicht es gute Preise.
Die Rotbuche würde von Natur aus eine große Fläche Mitteleuropas einnehmen.
Die Eiche
Es gibt bei uns zwei einheimische Eichenarten, die Stieleiche und die Traubeneiche. Eichen brauchen vor allem Licht, weshalb sie, wie viele andere lichtbedürftige Baumarten, auf Dauer von der Buche verdrängt werden. Deshalb kommen sie von Natur aus vor allem auf Standorten vor, die der Buche entweder zu nass oder zu trocken sind. Die Eiche ist eine wichtige Baumart für viele hundert Insektenarten und ist deshalb auch von großem ökologischen Wert. Unsere Eichen wachsen natürlicherweise vor allem in Mischwäldern, zum Beispiel zusammen mit Hainbuchen, Linden, Ahornen, Birken und Kiefern.
Eichen wachsen zwar verhältnismäßig langsam, können aber bei guter Qualität sehr gute Holzpreise erzielen.
Die Eiche hat in Deutschland schon sehr lange Symbolcharakter. So findet sich auch heute noch das Eichenlaub auf deutschen Cent-Stücken des Euros.
Die Lärche
Die Europäische Lärche ist der einzige europäische Nadelbaum, der im Winter seine Nadeln verliert.
Man findet sie eigentlich im Gebirge, da die Lärche aber schnell wächst und ihr Holz als Bau- und Möbelholz sehr geschätzt wird, kommt sie in Deutschland auch in vielen Wirtschaftswäldern vor. Unter den Nadelbäumen hat sie das härteste und schwerste Holz. Als anspruchsvolle Lichtbaumart muss der Lärche zum Wachsen regelmäßig Platz geschaffen werden. Sie würde sonst natürlicherweise von anderen schattenverträglichen Baumarten verdrängt werden. Auf feuchten bis mäßig feuchten, gut durchlüfteten Böden fühlt sie sich wohl.
Das Nadelkleid der Lärche verfärbt sich als einziges unter den Nadelbäumen im Herbst gelb und fällt im Winter zu Boden.
Die Weißtanne
Die Weißtanne ist wie die Lärche eigentlich ein Baum der Gebirgsregionen. Sie ist in den vergangen Jahrhunderten stark genutzt und nicht nachgepflanzt worden. Zusätzlich haben ihr Rauchschadstoffe zugesetzt. Die Holzindustrie konzentriert sich daher mehr auf die Fichte.
Die Weißtanne hat großes Potenzial im Bau- und Konstruktionswesen, da ihr Holz keine Harzgänge aufweist und deutlich beständiger ist als das Holz der Fichte. Jedoch findet sich recht oft ein sogenannter “Nasskern” im Holz, der das Trocknen erheblich erschwert.
Die Tanne ist eine Schattenbaumart und deshalb ausgesprochen gut geeignet, um in Mischwäldern die Strukturvielfalt zu erhöhen. Sie kann so auch unter dominanten Baumarten aufwachsen und den späteren Wald mit ausformen. Optimalerweise sollte eine gute Wasserversorgung im Boden gegeben sein, die Weißtanne verträgt aber wesentlich mehr Trockenheit als die Fichte. Wegen ihrer starken und tiefreichenden Wurzeln und der größeren Trockenheits- und Temperaturtoleranz wird sie als wichtige Baumart zur Anpassung an den Klimawandel gesehen.
Im Gegensatz zur Fichte fühlen sich die Nadeln der Weißtanne weich an und ihre Zapfen hängen nicht, sondern stehen am Zweig. Sie zerfallen, bevor sie zu Boden fallen.
Die Hainbuche
Die Hainbuche hat einen irreführenden Namen: Sie ist nicht näher mit der Rotbuche verwandt, sondern eher mit der Birke und der Haselnuss. Ökologisch nimmt sie aber eine ähnliche Stellung ein wie die Buche. Sie verträgt relativ viel Schatten, wodurch sie konkurrenzstark gegenüber anderen Baumarten ist. Weil sie aber nicht ganz so hoch wächst wie die Rotbuche und auch nicht ganz so viel Schatten verträgt, ist die Rotbuche die dominantere Baumart von beiden.
Vor allem auf trockenen aber nährstoffreichen Böden sowie im subkontinentalen Klima des äußersten Osten Deutschlands, wo die Rotbuche an ihre Grenzen kommt, spielt die Hainbuche in natürlichen Wäldern eine wichtige Rolle.
Für das schwere und harte Holz der Hainbuche existiert kein großer Markt, weshalb sie wirtschaftlich weniger interessant ist als die Rotbuche. Anwendung findet sie aber zum Beispiel im Werkzeugbau und als Brennholz. Nicht zu verachten ist ihre Eigenschaft als “dienende Baumart”. So trägt die Hainbuche als prägende Baumart im Unterstand entscheidend zur Astreinigung der darüber liegenden Bäume und zur Bodenverbesserung bei.
Das Blatt der Hainbuche weist im Gegensatz zur Rotbuche einen gesägten und keinen glatten Blattrand auf.
Die Linde
In Deutschland sind zwei Lindenarten heimisch, die Winterlinde und die Sommerlinde. Die beiden können sich aber auf natürliche Weise kreuzen, sodass Mischformen beider Arten existieren. Beide Lindenarten kommen heute in den meisten Regionen Deutschlands vor.
Linden vertragen relativ viel Schatten, jedoch weniger als die Rotbuche. Heute sind sie im Wald vielerorts rar geworden. Sie finden sich dafür aber umso häufiger in Parks oder Alleen.
Das Holz der Linde ist vor allem bei Kunsthandwerkern gefragt, da es sich exzellent zum Schnitzen und Drechseln eignet. Es ist weich, lässt sich gut bearbeiten und färben. Auch wenn diese Nutzungsmöglichkeiten mittlerweile eher Nischenbereiche sind, ist der Bedarf durchaus vorhanden. Auch der Linde wird hinsichtlich der Anpassung an den Klimawandel eine bedeutende Rolle eingeräumt. Sie sollte in keinem Wald fehlen und stets untergemischt werden.
Die Lindenblüten sind nicht nur Bestandteil von Erkältungstees, sondern auch eine wichtige Nektarquelle für Bienen und somit auch die Basis für Lindenblütenhonig.
Die Linde mit ihren herzförmigen Blättern findet man heute vorwiegend in Parks oder Alleen.
Birke, Pappel und Weide
Birken, Pappeln und Weiden sind sogenannte Pionierbaumarten. Das heißt, sie haben sich darauf spezialisiert, als erste Baumarten Freiflächen zu besiedeln. Das können etwa landwirtschaftliche Brachflächen oder Waldflächen sein, die von einem Sturm oder durch Waldbrände zerstört wurden.
Pionierbaumarten brauchen viel Licht und sind in der Konkurrenz mit anderen Baumarten meist unterlegen. Es gibt viele verschiedene Arten und auf praktisch allen Waldstandorten in Deutschland können verschiedene dieser Pionierbaumarten wachsen. So gedeihen die Hängebirke, die Zitterpappel und die Saalweide auf trockenen und nährstoffarmen Böden, während die Moorbirke sowie die meisten anderen Pappel- und Weidenarten eher feuchte bis nasse Standorte bevorzugen.
Die Pionierbaumarten werden nicht so alt wie die anderen hier erwähnten Baumarten und ihr Holz erzielt mit wenigen Ausnahmen keine hohen Preise. Auf Sturmwurfflächen finden sich durch die angeflogenen Samen oft sehr viele Birkenbäume. Oftmals werden sie zugunsten anderer, angepflanzter Bäume entnommen. Das muss nicht sein. Mit der richtigen Pflege lassen sich hier innerhalb von 50 bis 60 Jahren wertvolle Furnierbäume und ein hervorragender Vorwald erzielen. In der Forstwirtschaft werden die Pionierbaumarten allerdings meist als willkommene Ergänzung aber nicht als Hauptbaumart angesehen.
Die weiße Rinde der Birke ist jedem von uns vertraut und wohl auch ihr auffälligstes Merkmal.
Spitz-, Berg- und Feldahorn
In Deutschland kommen drei verschiedene Ahornarten vor: der Spitzahorn, der Bergahorn und der Feldahorn. Der Bergahorn besiedelt in erster Linie gut mit Wasser versorgte Standorte, besonders in Gebirgen. Dagegen gedeihen der Spitz- und der Feldahorn auch auf eher trockenen Standorten und kommen unter anderem in Eichen-Mischwäldern vor. Berg- und Spitzahorn vertragen relativ viel Schatten, jedoch nicht so viel wie die Rot- und die Hainbuche. Der Feldahorn dagegen braucht etwas mehr Licht, allerdings weniger als die Pionierbaumarten oder Eichen.
Gerade der Spitzahorn bietet sich, zusammen mit der Vogelkirsche, auf trockenen Standorten zur Waldbegründung an. Im Sinne der Anpassung an den Klimawandel sollte – abhängig vom Standort – der Berg- oder der Spitzahorn mit eingebracht werden. Der Feldahorn eignet sich an trockenen und sonnenexponierten Standorten vor allem zur Waldrandgestaltung aber auch als “dienende Baumart” zur Standortsverbesserung.
Das Holz aller Ahornarten ist unter anderem für den Möbelbau und den Musikinstrumentenbau interessant und erzielt regelmäßig hohe Holzpreise.
Das Laub des Ahornbaumes schmückt nicht nur die Kanadische Flagge, sondern wegen der vielfältigen Farben auch den heimischen Herbstwald.
Eschen und Ulmen
Die Gemeine Esche und die drei heimischen Ulmenarten (Bergulme, Feldulme und Flatterulme) haben viele Gemeinsamkeiten. So bevorzugen sie Standorte, die gut mit Wasser und Nährstoffen versorgt sind, zum Beispiel entlang großer Flüsse, wo sie häufig in nährstoffreichen Auenwäldern zusammen mit Stieleichen, Weiden, Pappeln, Erlen und vielen anderen Baum- und Straucharten wachsen. Sie sind auch an saisonale Überschwemmungen angepasst. Außerdem haben sie ein außergewöhnliches Holz, das bei entsprechender Qualität hohe Preise erzielen kann.
Leider haben Sie auch eine weitere Gemeinsamkeit: Sie werden von Pilzarten heimgesucht, die aus Südostasien eingeschleppt wurden. Es ist sogar die Rede vom Ulmen- und Eschensterben. Solange keine unempfindlichen Exemplare gehandelt werden, sollte man von einer Pflanzung dieser Baumarten absehen. Wenn Sie in Ihrem Wald aber vitale Eschen oder Ulmen haben, sollten Sie diese möglichst schonen und erhalten. Vielleicht bildet sich ja in Ihrem Wald eine Resistenz gegen die Pilzkrankheiten, welche zum Erhalt einer dieser Baumarten beitragen kann
Achtet man auf die tiefschwarzen Knospen der Esche, kann man sie unabhängig ihrer auffälligen Blattform das ganze Jahr über gut von anderen Bäumen unterscheiden.
Die Schwarzerle
Wie die Esche und die Ulme ist auch die Schwarzerle an die Nähe zum Wasser angepasst ist. Optimal ist für sie daher in erster Linie ein reichlich mit Wasser versorgter Boden und relativ viel Licht. Gelegentlich wird sie aber auch erfolgreich auf extrem trockenen Standorten angebaut, zum Beispiel auf ehemaligen Schutthalden. Im Gegensatz zur Esche und Ulme verträgt sie vorübergehende Überschwemmungen nicht im gleichen Maße. Gegenüber konstanter Nässe ist sie aber resistenter als alle anderen Baumarten bei uns. Deshalb gedeiht die Schwarzerle eher entlang langsam fließender Flüsse und Gräben, die nur geringe Pegelschwankungen aufweisen. Außerdem kommt sie auch in sumpfigen Bereichen vor, wo sie praktisch im Wasser steht. Schwarzerlenwälder werden auch Erlen-Bruchwälder genannt, weil die Bäume immer wieder umbrechen und neu aus ihrem Wurzelstock austreiben.
In Deutschland gibt es außerdem zwei weitere heimische Erlenarten: die Grauerle und die Grünerle. Beide kommen von Natur aus in Gebirgslagen vor, während die Schwarzerle überwiegend im Tiefland wächst.
Obwohl die Schwarzerle hervorragende Holzeigenschaften vorweisen kann, ist die Nachfrage nach ihrem Holz aktuell eher gering. Dies kann sich aber schnell ändern, etwa wenn die Nachfrage nach dunklen Möbeln wieder steigt.
In Erlenbruchwäldern brechen Erlen stetig um und treiben erneut aus dem Wurzelstock aus. So entsteht ein ganz besonderes Waldbild.
Die häufigsten Baumarten
Ausgehend von der gesamten Holzbodenfläche Deutschlands von 10.887.990 Hektar, finden Sie die prozentualen Flächenanteile zu einigen Baumarten in der folgenden Tabelle. Die Holzbodenfläche umfasst alle Flächen, auf welchen primär Bäume für die Holzproduktion wachsen. Hierzu zählen auch Flächen, auf denen vorübergehend keine Bäume stehen.